Zitate aus dem Buch

Die vegetarische Alternative, So bleiben Sie fit und gesund!, Victor S. Sussmann
© 1996  ISBN 3-929475-33-2, Hans-Nietsch-Verlag, Brabanter Str. 112, 52525 Waldfeucht, 238 Seiten

50 gute Gründe weniger Fleisch zu essen
Die vegetarische Alternative ist keine Einbahnstraße der Ernährung, sondern eine kulinarische Entdeckungsreise. Witzig, abwechslungsreich und lebendig stellt der Autor die Vorzüge der fleischlosen Kost vor und nimmt die konventionelle Ernährung aufs Korn, die uns ein hohes Herzinfarktrisiko, Übergewicht und viele Umweltsorgen beschert. Vor allem die Informationen zu den Problemen der Massentierhaltung sind hochaktuell.

Kap.   1   Einführung
Kap.   2  Vegetus, Vegetablilis, Vegetarier, Vegan
Kap.   3  Die Krönung der Tafel und andere Märchen
Kap.   4  Kein Vegetarier braucht sich mit Bohnen vollstopfen
Kap.   5  Vegetarismus und Gesundheit aus neuer Sicht
Kap.   6  Eiweiß: Genug ist genug
Kap.   7  Vitamine, Minerale und ihre Funktion
Kap.   8  Wer hat denn schon ein Raubtiergebiß?
Kap.   9  Fleisch ist Fleisch
Kap. 10  Blutend wie ein angestochenes Schwein
Kap. 11  Siehe, ich gab Euch jedes Kraut
Kap. 12  Grenzen des Vegetarismus
Kap. 13  Vegetarismus und Welternährungskrise
Kap. 14  Grundlagen der vegetarischen Küche
 

  Einführung
Kapitel 1

Liebe die Tiere — iß sie nicht., Seite(n) 9
 

  Vegetus, Vegetablilis, Vegetarier, Vegan
Kapitel 2

Das Wort „vegetarian" kommt jedoch vom lateinischen vegetus, das „ganz, gesund, frisch oder lebendig" bedeutet, zum Beispiel in dem alten lateinischen Ausdruck homo vegetus — ein körperlich und geistig starker Mensch. Die englischen Vegetarier wollten also etwas über die philosophische und moralische Seite der von ihnen angestrebten Lebensweise aussagen. Sie setzten sich nicht etwa einfach für Gemüse auf dem Speisezettel ein. Seite(n) 14

Die Schöpfer des Wortes definieren einen Vegetarier folgendermaßen: „Er verzichtet auf Fleisch, Fisch und Geflügel und kann nach Belieben Milch, Eier und Käse zu sich nehmen.", Seite(n) 14

Sie beziehen ihre Nahrung aus vielerlei Quellen, genießen ihre Mahlzeiten und wundern sich ständig, warum die Öffentlichkeit sie für Büßer hält., Seite(n) 14, 15

Wie Shaw werden einige Menschen Vegetarier, weil der Gedanke, die Körper anderer Geschöpfe zu essen, ihnen Unbehagen bereitet. Vegetarier aus ästhetischen Gründen weisen daraufhin, daß eine Schale mit Früchten von Natur aus erfreulich für das Auge sei und den Mund wäßrig mache, während der Geruch und Anblick toter Tiere den meisten Menschen zuwider sei. Frische Gemüse und Früchte haben keine Verschönerung nötig, während der Kadaver einer Kuh oder eines Schweines der geschickten Hand des Fleischers bedarf, um sein wahres Aussehen zu verbergen. Selbst die Fachausdrücke für Fleischstücke, z. B. Kotelett oder Lendenstück, beschönigen und verschleiern die Herkunft des Fleisches oft noch mehr. (Der l. Preis auf diesem Gebiet gebührt wohl den Rocky-Mountain-Austern, die Schweinehoden sind.), Seite(n) 16
 

  Die Krönung der Tafel und andere Märchen
Kapitel 3

„Sie reden davon, daß es möglicherweise für Vegetarier problematisch sei, ihren Eiweißbedarf zu decken, aber sie erwähnen nie, daß viele Amerikaner das Zwei- bis Dreifache der empfohlenen täglichen Eiweißmenge verzehren... daß die typisch amerikanische Kost alles andere als ideal ist und daß Vegetarier tatsächlich gesundheitliche Vorteile haben können.", Seite(n) 24

Stellen Sie sich die irrwitzige Raserei primitiver Jagd vor: Lohfarbenes Fell huscht vorüber, Hufe und Hörner schlagen und stoßen nach den Peinigern, Staub nimmt einem den Atem, kehlige Stimmen gröhlen, Steine fliegen und Speere stoßen zu, Blut bespritzt Jäger und Beute, man hört Todesschreie und Siegesgeheul. Vergleichen Sie dies mit den heutigen „Jägern", die in den Kühltruhen des Supermarktes nach Sonderangeboten stöbern. Über gekühlte Schaukästen gebeugt, wählen sie gelassen Lendenstücke, Bauch und Bein, in Plastikfolie verpackt und mit Computerpreisschildern versehen. Dann werfen sie ihre Beute gedankenlos in den bereitstellenden Einkaufswagen. Nur hin und wieder dringt ein Tropfen Blut durch die Verpackung und beschmutzt einen Finger oder den Rock; näher kommt der moderne Fleischesser nie mit der Schlachthofwirklichkeit in Berührung. Seite(n) 26

Bei aller Fleischvergötterung würden die meisten Fleischesser doch lieber nichts von den wahren Hintergründen der Fleischkost erfahren. Sie halten lieber ihre Illusionen aufrecht und denken sich das Fleisch als leblosen, abstrakten Stoff. Jeder von uns hat schon einmal die Kadaver überfahrener Katzen, Hunde und Wildtiere am Straßenrand liegen sehen. Die meisten wenden sich beim Vorüberfahren ab und machen mit ihrem Auto einen Bogen um diese Kadaver voller Fliegen, als würde eine zweite Verstümmelung den toten Körper beleidigen.
Doch die gleichen empfindsamen Seelen, denen beim Anblick eines verunglückten Hasen schlecht wird, können sehr gut zum Supermarkt fahren und einen Glaskasten voller Fische mit glasigen Augen aufsuchen. Mit flüchtigem Blick sehen sie, wie ein Angestellter im weißen Mantel ihre Mahlzeit geschickt ausweidet und zu Filets schneidet, wobei er die schlüpfrigen Eingeweide achtlos in eine Tonne wirft. Dann verweilen unsere Käufer vielleicht an der Fleischtheke, um etwas Hühnerleber, Rinderniere und ein Päckchen Zunge mitzunehmen.
Wenn sie auf der gleichen Strecke zurückfahren, werden sie wieder über die verstümmelte Kreatur fahren und sorgfältig darauf achten, daß ihre Autoräder den Kadaver nicht berühren. Falls ein Kind mitfährt, wird ein lautes „Ii!" die Fahrt über die Leiche begleiten. Dann werden alle heimgehen und zu Mittag essen. Ist es nicht widersinnig, daß Fleischesser über einen toten Körper auf der Straße entsetzt sind, aber nichts dagegen haben, einen solchen zu Mittag zu essen? Einige Vegetarier lieben es, in Restaurants, bei Einladungen zum Essen und in vollen Bussen auf diesen Widerspruch, oft mit lauter Stimme, hinzuweisen. Das macht Vegetarier nicht gerade beliebt. Es grenzt an ein Wunder, daß nicht mehr von ihnen auf der Straße bei den Hasen und Eichhörnchen tot aufgefunden werden. Seite(n) (n) 30, 31

Denken Sie einmal nach. Hat ein Vegetarier weniger Auswahl als ein Fleischesser? Von den mehr als zwei Millionen Tierarten auf der Welt werden nur etwa 250 gezüchtet und gegessen. Unter den Säugetieren und dem Geflügel liefern nur neun Arten das gesamte Fleischeiweiß der Welt: Rinder, Hühner, Enten, Gänse, Ziegen, Schweine, Schafe, Truthähne und Wasserbüffel. Und wenn man vom Geflügel absieht, liefern Rind und Schwein zu etwa gleichen Teilen 90 Prozent des Fleisches auf der Welt.
Betrachten wir jetzt das Pflanzenreich. Es gibt etwa 250000 verschiedene Gemüse und Früchte. Davon werden 600 gezüchtet und gegessen, unter anderem 50 Gemüsearten, zwei Dutzend verschiedene Bohnen und Erbsen, 9 Getreidearten und mehr als ein Dutzend verschiedene Sämereien und Nüsse. Von den Hunderten nahrhafter und eßbarer Pflanzen sind viele in den westlichen Nationen verbreitet und relativ billig. Das größte Problem beim Vegetarismus ist also nicht der Mangel an Nahrungsquellen, sondern der Mangel an Verstand.
Die Fleischesser starren weiterhin auf jenen leeren Fleck auf dem Teller. Sie sagen zu Vegetariern: „Ich bewundere Ihren Mut", als bedeuteten fleischlose Gerichte den ständigen Zwang zu einem Leben voll Leid und Entsagung. Als ob Vegetarier jeden Tag die Fingernägel in die Handflächen pressen müßten und um Seelenstärke beten, damit sie wieder einmal ihre karge Einsiedlermahlzeit überstehen.
Die meisten merken nicht, daß Vegetarier gar nicht leiden. Im Gegenteil: Vegetarier sind nicht mehr an das Fleischgericht als Mittelpunkt des Speiseplans gebunden. Deshalb können sie leckere, gesunde Gerichte erfinden. Ein Koch, der immer an das Fleisch als Hauptgang denken muß, kann sich nicht vorstellen, wie viele Zubereitungs- und Kombinationsmöglichkeiten es für Vegetarier gibt. Die vegetarische Küche kann so schnell und einfach sein wie das Kochen mit Fleisch und ebenso nährstoffreich, vielleicht sogar nährstoffreicher, wenn man die Eßgewohnheiten der meisten in der westlichen Welt damit vergleicht. Seite(n) 33, 34
 

  Kein Vegetarier braucht sich mit Bohnen vollzustopfen
Kapitel 4

Die wichtigste Ernährungsregel heißt: Essen Sie vielerlei verschiedene Nahrungsmittel, Seite(n) 35

Man wollte feststellen, ob Ernährungsgewohnheiten einen Einfluß auf die Pestizidanhäufung in den Fettgeweben haben. Die Ergebnisse des zweiten Tests zeigten, daß vegetarisch ernährte Frauen nur halb oder ein Drittel soviel Pestizide in der Milch hatten wie die Frauen mit Normalkost. Seite(n) 50

Man kann seinen Jodbedarf aber auch mit pulverisiertem Kelp (einer Tangart) decken., Seite(n) 53

An Hefe muß man sich gewöhnen. Wenn man ein Kind zwingt, Hefe, Weizenkeime oder Kelp zu essen wird das Essen zur Medizin und Strafe. Warum soll man es nicht mit List versuchen? Viele Nahrungsmittel, die das Kind nicht direkt essen mag, kann man in Suppen, Brotaufstriche, Leckereien, Pfannengerichte, Pfannkuchen, Mixgetränke und Brotteig hineinmischen. Auf diese Weise wird die Speise für die ganze Familie aufgewertet, und man braucht dem Kind nicht zu sagen: „Das ist gut für dich", denn damit würde man nur eine lebenslängliche Abscheu des Kindes vor allen aufgezwungenen Nahrungsmitteln wecken. Seite(n) 55

Wie wird man mit dem Druck der Gruppe fertig? („Alle anderen Kinder essen Lutscher und Brathähnchen. Warum darf ich nicht?") Diese Probleme sind bei vegetarischen Eltern nicht anders als bei ihren gemischtkostessenden Kollegen. Das Heranwachsen bedeutet Tränen, Schmerzen und Rebellion, egal was die Familie ißt. Seite(n) 56

Aber solange man nicht davon spricht, ist Vegetarismus gar nicht so auffällig. Solange man von der Weltanschauung absieht, ist der Verzicht auf Fleisch nur eine Speisevorliebe, als ob jemand koschere Nahrung ißt oder keinen Kaffee trinkt.Seite(n) 57

Nicht alle jungen Leute haben so vernünftige Eltern wie Dave, aber sie können die Belastung des Familienlebens durch ihren Vegetarismus so gering wie möglich halten, wenn sie folgendes beachten:
1. Diskutiere nur über die Fakten der vegetarischen Kost. Vermeide das Geheimnisvolle und die religiösen Argumente für den Vegetarismus. Wahrscheinlich machen sich deine Eltern mehr Gedanken über deine körperliche Gesundheit als über deine Seelenstärke.
2. Versuche nicht, die Familie zu bekehren. Predige und drohe nicht.
3. Belaste Vater und Mutter nicht mit den anfänglichen Schwierigkeiten vegetarischer Kochkunst. Lerne deine Mahlzelten selbst zuzubereiten.
4. Trage nicht zu dick auf, wenn es um Vegetarismus geht, denn er ist eine Ernährungsform, die auf einer sanften Philosophie beruht und braucht keine flammend revolutionäre Sache zu sein. Seite(n) 59

  Vegetarismus und Gesundheit aus neuer Sicht
Kapitel 5

Die britische Nordseeblockade im Ersten Weltkrieg ist ein frühes Beispiel für eine positive Wirkung einer ausgeglichenen fleischlosen Kost auf die Gesundheit. Die Blockade sollte Deutschland von der Versorgung abschneiden. Auch Dänemark war dadurch isoliert. Krieg und Hunger gehören zusammen, und den Dänen drohte eine Katastrophe, als 1917 ihre Häfen geschlossen wurden. Wie viele heutige Länder war Dänemark auf Getreideeinfuhr angewiesen, vor allem für Viehfutter. Die Blockade verhinderte die Belieferung der Dänen mit amerikanischem Mais, russischem Ölkuchen und deutschem Roggen. Die Situation war um so schlimmer, weil 1917 eine Dürre die Getreidevorräte vermindert hatte. In dieser Krisenzeit beauftragte die dänische Regierung Dr. Mikkel Hindhede, das Ernährungsproblem «zu lösen. Hindhede hatte seit 1895 die Auswirkungen von eiweißarmer Kost erforscht. Er sah, daß die Deutschen bereits hungerten, obwohl sie normalerweise doppelt soviel Getreide und Kartoffeln ernteten wie die Dänen. Doch die deutschen Ernährungspolitiker klammerten sich an eine eiweißreiche Ernährung mit Fleisch.
Deutschland versuchte, seine Bevölkerung regelmäßig mit Fleischrationen zu versorgen, und verfütterte deshalb einen großen Teil seines Getreides an das Vieh. Die Schweine gediehen, während deutsche Erwachsene und Kinder an Nährstoffmangelkrankheiten starben» schrieb Hindhede. Er führte Dänemark auf dem umgekehrten Weg und teilte das Viehfütter des Landes den Menschen zu. Kartoffeln, Kleie und Gerste standen mit viel grünem Gemüse, Milch und etwas Butter auf dem Speisezettel der Dänen. Hindhede reicherte das Brot mit Kleie und Gerstenschrot an; zuvor hatte man diese Dinge nur für ein Nebenprodukt der Mühlen gehalten und den Schweinen gegeben.
Schweinefleisch wurde hauptsächlich von Bauern gegessen. Stadtbewohner bekamen wenig oder gar nichts davon. Rindfleisch konnten sich nur die Reichen leisten. Die Mehrheit der Dänen lebte also lakto-vegetarisch von Milch, Gemüse und Getreide. Hindhede schrieb: »Es war ein Eiweißsparversuch im großen. Etwa drei Millionen Versuchspersonen standen zur Verfügung." Und das Experiment verlief erfolgreich, obwohl die Dänen nicht glücklich über die aufgezwungene fleischlose Kost waren. Seite(n) 61, 62

Das ist ein guter Rat, aber man bedenke, daß die typische Vegetarierkost laut verschiedenen Studien zwei- bis viermal soviel Rohfaser enthält wie eine Kost auf Fleischbasis. Seite(n) 65

Vegetarier haben nicht nur das Fleischessen aufgegeben, sondern auch den Glauben an das Fleisch als Mittelpunkt der Mahlzeit. Seite(n) 72

Nach einer anderen australischen Untersuchung war der Blutdruck von 30- bis 79jährigen Vegetariern „deutlich niedriger" als in der nichtvegetarischen Kontrollgruppe. Die Vegetarier waren in diesem Falle wieder Adventisten, doch die Forscher hielten es für unwahrscheinlich, „daß diese Unterschiede durch den unterschiedlichen Konsum von Alkohol, Tabak, Tee oder Kaffee erklärt werden könnten." In der Studie heißt es weiter: „Ernährungsfaktoren wie Tiereiweiß, Tierfett und ähnliche Bestandteile sind eher verantwortlich" für die Blutdruckunterschiede. Seite(n) 74, 75

Dr. Sirtori schloß daraus, daß Menschen mit dem für Herzkrankheiten typischen Cholesterinspiegel „von einer Ernährung profitieren können, bei der das Eiweiß rein pflanzlich ist." Die Resultate der Sojaeiweißdiät waren sogar besser als die einer mehrmonatigen üblichen fettarmen Diät. Seite(n) 75

Zwei britische Forscher berichteten im Mai 1976, daß sie vier schwere Fälle von Angina pectoris (starke Brustschmerzen durch mangelhafte Blutversorgung des Herzens) erfolgreich mit einer veganen Diät behandelt hatten. Nach fünf- oder sechsmonatiger Behandlung waren alle vier Patienten frei von Schmerzen und Symptomen, „und sie konnten wieder anstrengende Arbeiten bewältigen". Fünf Jahre nach Beginn der veganen Diät waren die Patienten noch immer symptomfrei.
Die Ärzte berichteten:
„Bei Versuchspersonen, die keine tierischen Produkte aßen, fanden wir im Plasma weniger Triglyceride, Phospholipide und Cholesterin als bei Kontrollpersonen. Dieses Ergebnis könnte der Vorbeugung gegen Angina pectoris und gegen Herzkrankheiten durch mangelhafte Blutversorgung dienen." Seite(n) 76

Kürzlich wurde der Gesundheitszustand von 1000 Nordamerikanern untersucht. Am gesündesten waren vegetarisch ernährte Menschen, die sich durch Laufsport fit hielten. An zweiter Stelle standen Vegetarier, die keinen Sport ausübten, an dritter Stelle Nichtvegetarier, die Sport trieben. Am schlechtesten schnitten Nichtvegetarier ab, die keinen Sport trieben. Seite(n) 77
 

  Eiweiß: Genug ist genug
Kapitel 6

Menschen brauchen Eiweiß, nicht Fleisch. Seite(n) 84

Doch was ist nun Eiweiß und warum ist es so wichtig? Seite(n) 84

Die chemischen Grundbausteine aller Lebewesen, ob Tier oder Pflanze, sind Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Seite(n) 84

Eine 58 kg schwere, nicht schwangere Frau würde täglich 47 Gramm Protein brauchen, ein 70 kg schwerer Mann 57 Gramm. Seite(n) 97

Bruchstücke veralteter Statistiken, ernährungswissenschaftlicher Unsinn und die Werbung der Fleisch- und Milchindustrie wirken zusammen, so daß die Amerikaner regelmäßig doppelt soviel Eiweiß essen wie von Wissenschaftlern empfohlen wird. Sie verschlingen Fleisch, Fisch und Milch, als würde die Eiweißmangelkrankheit Kwashiorkor hinter der nächsten Straßenecke lauern. Seite(n) 98

Selbst der Rat für Lebensmittel und Ernährung räumt vorsichtig ein, daß „einige reine Vegetarier aus den verschiedensten Völkern der Welt offensichtlich bei sehr guter Gesundheit sind." Fehlernährung bei veganen Kostformen kommen nicht durch naturgegebene Mängel der Pflanzenkost auf, sondern eher durch Achtlosigkeit der Nahrungswahl oder durch religiös bedingte Einseitigkeit. Seite(n) 99

Zahllose Untersuchungen haben bewiesen, daß eine wohlausgewogene Vegankost alle Nährstoffe in der vorgeschriebenen Menge enthält; es kann sogar leichter Proteinüberschuß auftreten. Seite(n) 99

Die beste Garantie für gesunde Ernährung ist Vielfalt in der Nahrungswahl. Seite(n) 100

Man kombiniert:
1. Getreide mit Hülsenfrüchten,
2. Hülsenfrüchte mit Sämereien,
3. Milch, Milchprodukte oder Eier mit jedem Pflanzenprotein. (Milch und Getreide ergänzen einander besonders gut.), Seite(n) 101

  Vitamine, Minerale und ihre Funktion
Kapitel 7

Bei einigen Studien wiesen Vegankostesser nach mehr als zehn Jahren ohne Vitamin-B12-haltige Nahrungsmittel einen zwar niedrigen, aber durchaus noch normalen Vitamin-B12-Spiegel im Blutserum auf. Andere Vegankostesser zeigten schon nach einigen Jahren reiner Pflanzenkost Mangelerscheinungen. Mit einem Vitamin-B12-Mangel ist nicht zu spaßen. Seite(n) 113

Der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation für Kalzium beträgt 400 bis 500 mg pro Tag. Aber der Rat für Lebensmittel und Ernährung weiß, daß zuviel Eiweiß gegessen wird. Deshalb setzt er für Erwachsene 800 mg pro Tag an. Da die meisten Vegetarier den Richtwert für Eiweiß eher einhalten, können sie gut mit weniger Kalzium auskommen, also mit etwa 500 mg pro Tag. Seite(n) 117

Wer das Tafelsalz weglassen möchte, kann sich durch pulverisiertes Kelp oder andere eßbare Algen reichlich Jod und andere Mineralstoffe zuführen. Seite(n) 121

Wer den Speisezettel mit Fleisch als Hauptbestandteil aufgibt und statt dessen mehr Getreide, Gemüse, Obst, Sämereien und Nüsse ißt, kann in Wirklichkeit mehr von den wesentlichen Nährstoffen und zugleich weniger Kalorien und gesättigtes Fett bekommen. Seite(n) 123

1907 wurde an der Yale-Universität eine der ersten Untersuchungen über die „geheimnisvollen kraftspendenden Eigenschaften des Fleisches" unternommen. Professor Irving Fisher führte eine Versuchsreihe durch, „um die Beziehung bestimmter Ernährungsfaktoren, besonders des Proteins und der Fleischspeisen, hinsichtlich der Ausdauer von Menschen zu untersuchen." Fischer wählte 49 Männer aus, die drei Gruppen angehörten: Sportler, die Fleisch aßen, Sportler, die kein Fleisch aßen, und Versuchspersonen mit vorwiegend sitzender Lebensweise, die kein Fleisch aßen. (Das Wort Vegetarier wurde vermieden, da es ethische und religiöse Vorstellungen weckt und da einige aus den Gruppen zwei und drei keine strengen Vegetarier waren. Einige aßen einmal in der Woche oder noch seltener etwas Fleisch.) Fisher bezeichnete die Fleischesser gesondert, um zu betonen, daß diese Leute vielerlei Fleisch, Geflügel und Fisch aßen.
Die drei Gruppen mußten Übungen ausführen, anhand derer ihre Ausdauer gemessen werden sollte: die Arme so lange wie möglich ausgestreckt halten, tiefe Kniebeugen bis zur Erschöpfung machen und immer wieder die Beine anheben. Fisher gab den Gruppen zwei und drei absichtlich die schlechtere Ausgangssituation, um sie „streng und entschieden" zu prüfen. (Fisher interessierte sich nicht für die philosophischen Aspekte des Vegetarismus. Ihm ging es in erster Linie um Schlußfolgerungen zum Vergleich des Wertes von proteinreicher und proteinarmer Kost.)
Fisher war verblüfft über die Ergebnisse. „Von den drei Vergleichsgruppen", so schrieb er, „erwiesen sich die ausgeprägten Fleischesser als weniger ausdauernd als die Nichtfleischesser, selbst wenn letztere eine vorwiegend sitzende Lebensweise hatten." Bei den Kniebeugen beispielsweise schaffte nur einer der fleischessenden Sportler 1000. Sechs aus den beiden anderen Gruppen erreichten diese Grenze, davon einer aus Gruppe 3. Zwei aus der Gruppe 2 schafften mehr als 2000 Kniebeugen. Keiner der Fleisch essenden Sportler erreichte dies, und nur einer von ihnen schaffte die Hälfte. (Fisher war überzeugt, daß alle ihr Bestes gaben. Er sah einen Sportler aus der Gruppe l nach 502 Kniebeugen ohnmächtig werden.) Im Durchschnitt schafften die Versuchspersonen der Gruppen 2 und 3 zweimal so viele Kniebeugen wie die der Gruppe l. Auch beim Armhalten und Beinheben schnitten sie im allgemeinen besser ab als die Fleischesser.
Fisher erklärte die verschiedensten psychischen, emotionalen und körperlichen Faktoren, die die Fleischesser begünstigten, für weniger entscheidend und zog den Schluß:
„Der Unterschied in der Ausdauer zwischen Fleischessern und Nichtfleischessern ist gänzlich auf die unterschiedliche Ernährung zurückzuführen, (...) offensichtlich erhöht eine proteinarme, fleischlose oder fleischarme Kost die Ausdauer, wenn auch die Gründe unbekannt sind."
Professor Fishers gelehrte Vermutung wurde fast sechzig Jahre später experimentell bestätigt, als eine Versuchsserie in Dänemark einen Schlüssel zu den erstaunlichen Leistungen der Nichtfleischesser lieferte.
Dänische Forscher testeten die Ausdauer von Männern bei verschiedenen Kostformen, wobei die Leistung auf einem feststehenden Tretrad gemessen wurde. Neun Männer bekamen zunächst Gemischtkost aus Fleisch und Gemüse. Nach drei Tagen bei dieser Kost testete man die Männer auf dem Tretrad. Im Durchschnitt traten sie eine Stunde und 54 Minuten lang. Dann bekamen sie eine proteinreiche Kost mit viel Fleisch, Milch und Eiern. Als sie nach drei Tagen wieder getestet wurden, konnten sie im Durchschnitt nur noch 57 Minuten lang in die Pedale treten. Die Kost der letzten drei Tage bestand nur aus Getreidegerichten, Brot, Gemüse und Obst.
Diesmal traten die Versuchspersonen im Durchschnitt zwei Stunden und 47 Minuten lang, wobei einige Männer vier Stunden überschritten. Ein dänischer Arzt, der diese Ergebnisse auswertete, zog folgenden Schluß:
„Weil Muskeln aus Protein aufgebaut sind, ist die Versuchung groß, die Aufnahme von zusätzlichem Protein für ein Mittel zur Förderung des Muskelwachstums und der Muskelkraft zu halten. Seit mindestens 2500 Jahren beeinflussen solche Gedanken die Ernährung der Sportler (...) doch Protein ist kein guter Brennstoff für arbeitende Muskelzellen. Es sind die Fette und Kohlenhydrate (...) Wenn man einige Tage lang kohlenhydratreich ißt, nimmt die Fähigkeit zu ausdauernder Bewegung zu."
Das erklärt, warum bei Professor Fishers Versuch die beiden Gruppen, die kein Fleisch aßen, die Fleisch essenden Sportler übertreffen konnten. Vegetarische Kost enthält von Natur aus mehr Kohlenhydrate als eine Kost auf der Grundlage von Fleisch, Milch und Eiern. Die Fleisch essenden Sportler des Yale-Experiments, von denen einige dreimal täglich Fleisch aßen, blieben also buchstäblich in dem schweren Essen stecken, das sie gerade zur Steigerung ihrer Ausdauer gewählt hatten.
Die überlieferte Idee „Fleisch gibt Kraft" kettet nach wie vor viele Profis und Amateure an eine Kost voller tierischen Eiweißes. Die Vorstellung, daß ein guter Sportler Vegetarier sein könnte, ist bei amerikanischen Sportfans nie beliebt gewesen. „Kaninchenfutter" mag gut sein für einen Schachspieler mit Superhirn oder einen Kreuzworträtselweltmeister, aber richtige Sportler brauchen richtiges Essen — rotes Fleisch. Dieses tief verwurzelte Vorurteil stimmt jedoch kaum mit der Wirklichkeit überein.
Paavo Nurmi, der „Fliegende Finne", stellte zwischen 1920 und 1932 neun Weltrekorde im Laufen auf und gewann neun olympische Medaillen. Nurmi trainierte mit vegetarischer Kost.
1956 durchschwamm der Vegetarier und Schwimmer Bill Pickering aus Großbritannien den Ärmelkanal in Rekordzeit.
Im gleichen Jahr wurde der siebzehnjährige Australier Murray Rose der jüngste dreifache Goldmedaillengewinner der Welt. Er gewann im Freistil über 400 und 1.500 m sowie beim Brustschwimmen über 1.500 m. 1960 nahm Rose wieder an den Olympischen Spielen teil und errang Gold- und Silbermedaillen, darunter die für 400-m-Freistil zum zweiten Mal. Er war der erste Schwimmer in der Geschichte der olympischen Bewegung, dem dies gelang. In späteren Jahren stellte er neue Rekorde über die Distanzen 400 und 1.500 m auf. Rose war seit seinem zweiten Lebensjahr Vegetarier.
Ausdauer? Der derzeitige Weltrekord im ununterbrochenen Aufrichten (17.003 mal) wird von einem Vegetarier gehalten. Es ist Marinekapitän Alan Jones aus Quantico, Virginia. (Ein vegetarischer Seemann? Jawohl, und Kapitän Jones läuft jede Woche 180 km, um fit zu bleiben.) Die größte Zahl Sportler, die Vegetarier sind, findet man wohl in Großbritannien, wo der Vegetarismus immer recht populär war. Der Club vegetarischer Radfahrer und Sportler, 1887 gegründet, rühmt sich seiner nationalen und lokalen Rekorde im Ringen, Langstrecken-Radfahren, Rennen und Gehen. Der Club weist darauf hin, daß die vegetarischen Sportler in Großbritannien eine Minderheit darstellen und trotzdem im Vergleich zu ihrer kleinen Zahl viele Preise gewinnen. Seite(n) 126-129
 

  Wer hat denn schon ein Raubtiergebiß?
Kapitel 8

„Aber Menschen haben immer Fleisch gegessen. Fleisch ist die natürliche Nahrung des Menschen." Seite(n) 131

Dieses oft gehörte Argument entmutigt nicht nur angehende Vegetarier, sondern enthält außerdem zwei falsche Annahmen: (l) daß alle Menschen immer Fleisch gegessen haben und (2) daß Menschen ein natürliches und angeborenes Bedürfnis nach Fleischspeisen kennen und diese auf dem Speiseplan haben müssen.Seite(n) 131

Kritiker der vegetarischen Ernährung nehmen an, daß nur Fleischspeisen Kraft und Wohlbefinden ermöglichen. Doch die größten und stärksten Landtiere sind wie die Ochsen des Bauern Pflanzenfresser: Elefanten, Nashörner, Flußpferde und Wasserbüffel. Seite(n) 131

Da Menschen mit oder ohne tierische Nahrung überleben können, sind offensichtlich sowohl das Fleischessen als auch der Vegetarismus natürlich. Wir sollten lieber fragen: Welche der beiden Möglichkeiten ist die beste? Seite(n) 138

Millionen haben sich dem Vegetarismus zugewandt, weil sie wissen, daß er sowohl gesund ist als auch kulturell wertvoll. Der Verzicht auf Fleisch ist nicht eine radikale Idee oder eine Mode unserer Zeit, sondern hat eine Geschichte von mehreren tausend Jahren und reicht in die Anfange philosophischen Denkens zurück. Wäre freiwillige vegetarische Ernährung dem Menschen nicht völlig angemessen, dann wären die Vegetarier schon seit Jahrhunderten ausgestorben. Im Gegenteil, die Idee pflanzt sich fort; sie wird vielleicht nie die ganze Welt erobern, aber sie wird auch nie aussterben und immer wieder ihre Blütezeiten erleben. Seite(n) 142, 143
 

  Fleisch ist Fleisch
Kapitel 9

Jeder Leser von Kriminalgeschichten weiß, daß bald nach dem Tod die Leichenstarre eintritt, die Fleisch und Muskeln steif macht. Seite(n) 147

Rinderstücke werden meist 10-14 Tage bei 1-2 Grad Celsius aufgehängt. Der steife Kadaver wird auf natürliche Weise zarter, weil Enzyme und Bakterien die faserigen Bindegewebe zersetzen.Seite(n) 147

Die wenigsten Fleischesser hören jedoch im Zusammenhang mit ihrem Braten- oder Lendenstück gern die Worte Fäulnis, Leichenstarre und Verrottung. Seite(n) 147

1976 wurden etwa 13 Millionen Rinder, Kälber, Schafe und Schweine nach den Worten der USDA „wegen verschiedener Krankheiten und Schäden zurückgehalten, aber nach Entfernung der befallenen Teile zum Verzehr freigegeben." Seite(n) 150

Dadurch werden Krankheiten, die zuvor leicht durch Medikamente eingedämmt werden konnten, unheilbar. Bakterien können diese Resistenz nicht nur sehr schnell auf andere Bakterien übertragen, sondern auch gegen sieben oder acht Medikamente gleichzeitig resistent werden. 1974 starben in Guatemala zwölftausend Menschen an Ruhr, weil die für die Epidemie verantwortliche Bakterienart gegen dieüblichen Antibiotika resistent geworden war. Ähnliche Fälle von Bakterienresistenz häufen sich in der medizinischen Literatur. Seite(n) 153

Früchte und Gemüse enthielten im allgemeinen nur ein Zehntel der in Fleischspeisen gefundenen Rückstandsmenge.Seite(n) 153

Da Muscheln gewöhnlich ganz und roh oder leicht gedünstet gegessen werden, verzehrt der Konsument auch den Kot in den Eingeweiden des Tieres. Das ist bis zu einem halben Teelöffel voll Abfälle pro Muschel. Seite(n) 158

Doch wie wir gesehen haben, sammeln und konzentrieren Tiere Giftstoffe in ihren Geweben und Organen. Vegetarier sind nicht gefeit gegen Gefahren aus der Nahrung, aber sie haben wenigstens nichts mehr mit den Fleischspeisen zu tun. Das Fleisch ist das am stärksten betroffene und gefährlichste Nahrungsmittel. Seite(n) 162
 

  Blutend wie ein angestochenes Schwein
Kapitel 10

„In jedem Fall", so steht es auf einem Flugblatt des Vereins der Tierfreunde, „... wird die normale Lebensspanne des Schweines von 10 bis 12 Jahre auf vier bis sechs Monate verkürzt. Diese Monate verbringt es damit, auf Beton, Metall oder Kunststofflatten herumzustolpern. Der Boden ist schlüpfrig von Ausscheidungen, und das Tier kann nichts tun als fressen, trinken und zunehmen." Seite(n) 166

All das wird Vegankostanhänger und Tierfreunde nicht zufriedenstellen. Sie möchten die totale Unabhängigkeit von Tierprodukten und totale Freiheit für die Tiere. Ein Vegan wird darauf hingewiesen, daß überschüssige Kälber bei der Molkereiwirtschaft nicht zu vermeiden sind. Kühe müssen jedes Jahr begattet werden, damit sie sich regenerieren und Milch geben. Was geschieht mit ihren Nachkommen? Auf der kleinen Farm bleibt das Kalb vielleicht als Herdenmitglied, aber die Molkereiindustrie schickt die meisten Kälber zur Mast und ins Schlachthaus. Und einige der Kälber, die ursprünglich nur der Milchindustrie zuliebe auf die Welt kommen mußten, enden als Kalbfleisch. Seite(n) 177

All das wird Vegankostanhänger und Tierfreunde nicht zufriedenstellen. Sie möchten die totale Unabhängigkeit von Tierprodukten und totale Freiheit für die Tiere. Ein Vegan wird darauf hingewiesen, daß überschüssige Kälber bei der Molkereiwirtschaft nicht zu vermeiden sind. Kühe müssen jedes Jahr begattet werden, damit sie sich regenerieren und Milch geben. Was geschieht mit ihren Nachkommen? Auf der kleinen Farm bleibt das Kalb vielleicht als Herdenmitglied, aber die Molkereiindustrie schickt die meisten Kälber zur Mast und ins Schlachthaus. Und einige der Kälber, die ursprünglich nur der Milchindustrie zuliebe auf die Welt kommen mußten, enden als Kalbfleisch. Seite(n) 172

Wer sich die Notlage dieser Tiere, die „unserer Ernährung dienen", schwer vorstellen kann, sollte sich die beschriebenen Lebensbedingungen einmal bei sogenannten Schoßtieren vor Augen fuhren. Stellen Sie sich fünf Hunde vor, in einen engen Käfig gezwängt, mit ausgezogenen Zähnen, damit sie sich weniger beißen. Ihr Fleisch wird von Metallstangen blutig gescheuert. Stellen Sie sich 10000 oder 50000 Hunde vor, die für mindestens ein Jahr so eingesperrt sind. Stellen Sie sich die zu Tausenden gestapelten Käfige vor, den Geruch, den Lärm: zehntausend Hunde, darunter viele kranke und verletzte, heulen in Todespein die gleichgültigen Menschen an.

Aber leider kommen die meisten außerhalb der Mahlzeiten nie mit diesen Tieren in Berührung. Ihr einziger Kontakt besteht im Verzehr. Seite(n) 175

Auf modern ausgerüsteten Fischfangflotten werden die Fische tonnenweise in Netzen gefangen und in Behälter geworfen, wo die Fische langsam ersticken oder unter ihrem eigenen Gewicht zerdrückt werden. Seite(n) 179

Doch was ist Fischen (und Jagen) anderes als ritualisierte Gewalt? Seite(n) 179

Die Kunden würden sich beschweren, wenn eine tote Kuh oder ein Schwein im Glaskasten des Supermarktes hingestreckt läge. Aber ganze Reihen toter, glotzender Fische auf Eisstückchen entlocken dem Kunden nicht mehr als die Frage: „Sind sie frisch?" Lebende Hummer in Aquarien werden verspottet und belacht. Kinder tippen an das Glas und kichern: „Iiiih, sind die nicht scheußlich?" Seite(n) 179, 180

Die Köche der Haute Cutsine kümmern sich wenig um den Mangel des Hummers an Schönheit. Sie werfen sie lebend in kochendes Wasser und beobachten, wie sie leuchtend rot werden. Viele Menschen bezeichnen sich als Vegetarier, essen aber weiterhin Fisch, Krebse und Muscheln. Dies beweist nicht nur, daß sie den tieferen Sinn des Vegetarismus noch nicht verstehen. Es zeigt auch unsere verbreitete Unfähigkeit, Nichtsäugetiere als lebende, fühlende Geschöpfe zu empfinden. Seite(n) 180

Als Vegetarier aus ethischer Überzeugung habe ich mich oft gefragt, wie man die Worte „human" und „Schlachtung" so leichtfertig verknüpfen kann. Nach Websters Wörterbuch bedeutet human „Mitgefühl, Sympathie oder Achtsamkeit anderen Menschen oder Tieren gegenüber". Achtsamkeit bedeutet letztlich, daß man anderen Lebewesen keinerlei Schmerz oder Qual zufügen will. Deshalb ist es eigentlich ein Widerspruch, bei der unnötigen Tötung eines Tiere» Mitleid zu zeigen. Seite(n) 180

Die tiefsten philosophischen Grundsätze, die unsere Kultur hervor gebracht hat, besagen, daß wir angesichts von Gewalt und Grausamkeit etwas empfinden sollten - Schuldgefühle, Reue, Mitleid, Schreck oder Empörung. Aber man erzieht uns auch dazu, jene Gefühle zu unterdrücken, sobald Gewalt und Grausamkeit uns mit Fleisch versorgen. Seite(n) 182

Das Töten von Tieren ist ein häßliches Geschäft, vor allem, wenn es ohne Notwendigkeit Seite(n) 182

Zählt ein Herz nichts, bloß weil unter Fell, Gefieder oder Flügeln schlägt? Seite(n) 182
 

  Siehe, ich gab Euch jedes Kraut
Kapitel 11

„Du hast gerade gegessen, und wenn das Schlachthaus auch meilenweit weg ist und ängstlich verschwiegen wird — du bist mitschuldig. "
Ralph Waldo Emerson, Seite(n) 183

Und Plutarch (um 50 bis um 125 n. Chr.) dachte nicht an den gesundheitlichen Wert oder Unwert der Fleischspeisen, als er fragte: „Könnt ihr wirklich noch fragen, warum Pythagoras kein Fleisch verzehrte? Ich wundere mich eher darüber, durch welchen Zufall und in welchem Geistes- oder Seelenzustand der erste Mensch Fleisch aß. Wie konnte sein Mund geronnenes Blut berühren, wie konnte er das Fleisch eines toten Geschöpfes an seine Lippen bringen? Er bedeckte den Tisch mit alten, toten Körpern und wagte es, >Speise< und >Nahrung< zu sagen zu dem, was kurz zuvor noch gebrüllt und geschrien, gelebt und sich bewegt hatte. Wie konnten seine Augen ertragen, wenn man Kehlen durchschnitt, Häute abzog und Gliedmaßen abtrennte? Wie konnte seine Nase den Geruch ertragen? Warum hat ihm dieser Schmutz nicht den Geschmack verdorben, wenn er die Schmerzen des anderen Wesens kennenlernte und Säfte aus tödlichen Wunden trank?" Seite(n) 183

Wie verträgt sich das Töten von Tieren mit den moralischen Werten, die in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Nationen vertreten werden? Und paßt das Schlachten und Essen von Tieren zu Ihren persönlichen Wertvorstellungen von gut und böse? Um dies herauszufinden, müssen wir nicht entscheiden, ob die Menschen von Natur aus gut oder böse sind, sondern feststellen, welche geistigen Werte in unseren kulturellen Werken Ausdruck finden. Seite(n) 185

Wenn Mitgefühl und gegenseitige Rücksichtnahme das Gebot der Stunde sind, warum verurteilt man dann die Mißhandlung einiger Tierarten und übersieht oder fördert die Mißhandlung anderer? Wir werden in dieser Gesellschaft dazu erzogen, das Leiden der Tiere zu empfinden, vor allem bei Hunden, Katzen, Pferden und seltenen Wildtieren. Aber wir rechtfertigen die Ausbeutung und Vernichtung anderer Tiere, weil diese Tiere „schließlich dafür aufgezogen werden." Wir bringen Kindern bei, ihre Haustiere zu lieben, nett zu Mensch und Tier zu sein und ihre Aggressionen zu zügeln. Und dann sagen wir ihnen, sie sollen ihr Hähnchen aufessen. Seite(n) 186, 187

Welch ein widersprüchliches Verhalten. Sie haben Mitleid, und sie essen die Gegenstände ihres Mitleids!" Seite(n) 187

Wenn die Menschen plötzlich keine Meerestiere mehr essen, werden dann die Weltmeere übervölkert und mit Fischen vollgestopft sein? Seite(n) 187

Warum sollte man nicht Menschen essen oder Haushunde, Katzen oder Ratten? Denn das sind die Arten, deren Anwachsen ebenfalls außer Kontrolle gerät. Seite(n) 188

Die ethischen Vegetarier räumen ein, daß das Fleischessen Tradition ist. Aber sie schlagen vor, diese Tradition einmal unter die Lupe zu nehmen und zu fragen, ob die Massentötung und der Verzehr von Tieren dem Allgemeinwohl und dem eigenen Wohlbefinden dienen und unseren Moralvorstellungen entsprechen. Wir sollten uns fragen, ob das Schlachten uns wirklich edler macht — und ob die Tradition des Schlaghammers und des Schlachtermessers erhaltenswert ist, wenn wir andere Möglichkeiten haben. Seite(n) 189

„Tiere töten Tiere".Seite(n) 190

Dieser Allgemeinplatz soll das Fleischessen rechtfertigen. Als wäre tierisches Verhalten eine Richtschnur für menschliches Handeln. Mit diesem Argument könnte man dafür eintreten, daß Frauen ihre Männer, Mütter ihre Kinder und alle ihren Kot essen, denn Spinnen, Fische und Hunde tun so etwas gelegentlich. Seite(n) 190

Ethische Vegetarier meinen, daß Herrschaft über die Erde ebensogut auch heißen kann, für alles Leben und seine Ordnung zu sorgen, zu schützen, wo es möglich ist, und lieber nach Einheit mit der Natur zu streben als nach deren Unterwerfung und Zerstörung. Seite(n) 192, 193

Können wir die Tötung von Delphinen beklagen, wenn wir den Mund voll Thunfisch haben? Seite(n) 195

Können wir weiterhin das Leiden eines solchen Geschöpfes mißachten, nur weil es einer anderen Art angehört? Dieser Gedanke ist nicht neu. Jeremy Bentham, ein englischer Philosoph des achtzehnten Jahrhunderts, schrieb über die Tiere: „Die Frage lautet nicht, ob sie denken oder sprechen können. Die entscheidende Frage lautet: Können Sie leiden?" Seite(n) 197

Am Ende dieses Kapitels bleiben fünf Argumente, die den Widersinn des Fleischessens aufzeigen:
1. Tiere, vor allem die höheren, können Freude und Schmerz fühlen.
2. Es ist moralisch unvertretbar, das Leiden eines Mitgeschöpfes zu mißachten.
3. Es ist ethisch betrachtet falsch, ein Wesen oder einen Lebensvorgang mutwillig zu stören oder zu zerstören, selbst wenn dies nicht mit Schmerz verbunden ist, solange es andere Möglichkeiten gibt.
4. Die Tötung eines Tieres gilt allgemein als abstoßend, auch wenn es sich um eine schmerzlose Tötung, den Gnadentod oder eine Notwendigkeit handelt. Die meisten Menschen nehmen nicht freiwillig an einer solchen Handlung teil.
5. Fleisch ist nur unter Ausnahmebedingungen notwendig, z.B. zum Überleben. Für die normale menschliche Ernährung braucht man kein Fleisch, wenn genug andere Nährstoffquellen zur Verfügung stehen. Seite(n) 202
 

  Grenzen des Vegetarismus
Kapitel 12

Vielleicht sind sie gezwungen, Schädlinge zu töten oder mit Tausenden von tierischen Nebenprodukten zu leben, aber das sollte sie nicht hindern, dem Leben bei jeder Gelegenheit Achtung zu erweisen. Seite(n) 208

Und nach einigem Überlegen stellt man auch fest, daß Fleischesser tatsächlich mehr Pflanzen essen als Vegetarier. Seite(n) 212
 

  Vegetarismus und Welternährungskrise
Kapitel 13

Auf den durchschnittlichen Nordamerikaner jedoch entfallen jährlich 900 Kilo Getreide pro Kopf. Fast 90% davon wird an Vieh verfüttert. Den Rest verwendet man zu Brot, Nudeln und Frühstücksflocken. Seite(n)214

Etwa 90% der US-Ernte an Gerste, Mais, Hirse, Hafer und Sojabohnen (soweit sie nicht exportiert werden) wird an Vieh verfüttert. Seite(n) 214

Bei Pflanzenkostproduktion benötigt man nur 1200 Liter Wasser pro Tag, um einen Menschen zu ernähren. Bei Gemischtkost von Tieren und Pflanzen hingegen benötigt man 10000 Liter pro Tag, um einen einzigen Menschen zu ernähren. Die Herstellung von einem Kilo Fleisch kostet 25mal soviel wie die eines Kilos Pflanzenkost, zum Beispiel Brot. Seite(n) 215
 

  Grundlagen der vegetarischen Küche
Kapitel 14

Vegetarische Kochkunst ist nicht schwierig, sondern anders. Seite(n) 221
 
 


 

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